Das Leichenbegängnis der Dichterin Marie von Ebner-Eschenbach fand Mittwoch um 3 Uhr nachmittags statt. Nur die allernächsten Angehörigen versammelten sich im Trauerhause Spiegelgasse, Ecke Graben, von wo der Sarg in die Stephanskirche getragen wurde. Die übrigen Teilnehmer fuhren direkt zur Kirche. Außer den zahlreichen Aristokraten, die mit den gräflichen Familien Dubsky und Kinsky in nahen verwandtschaftlichen Beziehungen stehen, folgten dem Sarge auch mehrere Minister und andere Würdenträger Wiens, ferner sämtliche Schülerinnen der Staats-Lehrerinnenbildungsanstalt unter Führung ihres Direktors Kohler, die Uhrmachergenossenschaft mit sämtlichen Schülern der Lehrlingsschule. Eine sehr große Menschenmenge hatte sich in der Spiegelgasse, auf dem Graben und auf dem Stephansplatz versammelt und füllte, soweit sie Zutritt fand, auch die Kirche. Die Einsegnung der Leiche nahm unter großer Assistenz Pfarrer Roßmiller vor. Nach der Einsegnung in der Kirche wurde der Sarg zur Nordbahn geführt und nach Zdislawitz in Mähren gebracht, um in der gräflich Dubskyschen Familiengruft beigesetzt zu werden.
(Die Neue Zeitung vom 16.3.1916, Seite 5)