Nicht alle Goldmacher sind Betrüger

1766 Wienerisches Diarium

Dieser Tage hat man einen sogenannten Goldmacher, welcher seine Kunst zum Verderben so vieler hiesiger Particuliers verschiedene Jahre her getrieben, in Verhaft genommen. *

* Nicht alle Goldmacher sind Betrüger, aber von der allergrößten Thorheit wird man keinen von ihnen frey sprechen. Denn sie suchen dort das Gold, wo die Natur keines hingelegt hat, und sie verlangen etwas zu Stande zu bringen, was sie gar nicht verstehen. Es ist eine alte Anmerkung, daß nur Leute, die in der Naturgeschichte, und in der Chymie unerfahren sind, Gold machen wollen; und es ist eben so bekannt, daß zu dieser Kunst, wenn sie anderst nur möglich, ich will nicht sagen, wahrscheinlich, oder wirklich seyn soll, die allergrößte Wissenschaft in den inneren Bestandtheilen der Metalle, in den Kräften des Feuers, und andere Dinge nothwendig erfordert werde. Je mehr einer von dieser Wissenschaft besitzt, desto abgeneigter ist er zu dieser Arbeit, und je weniger er davon versteht, desto fertiger und begieriger ist er, sein und anderer Vermögen durch den Rauch zu verjagen. Ja, es sind größtentheils äußerst verzweifelte Leute, die außer einem Wunder kein anderes Mittel sehen, sich zu helfen! Daher kann man mit allem Fug jene Afterchymie, die unmittelbar auf das Goldmachen abzielt beschreiben, daß sie seye

Ars fine arte, cuius principium mentiri, medium laborare & finis mendicare.

Alleine

Quo non mortalia pectora cogis, Auri sacra fames?

(Wienerisches Diarium, Sonnabend den 29. Märzen 1766, Seite 2)

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